Der Kreisverband bildet über die Geschichte des Freistaats Thüringen

Johannes Schilling

Am Dienstag, den 27.09.2025, luden der Kreisverband Hildburghausen gemeinsam mit dem Wahlkreisbüro von Linda Stark zur Bildungsveranstaltung „Vom kleinsten der deutschen Freistaaten: Thüringer Geschichte zwischen 1871 und 1993“. Referent Thomas Stäblein führte die Gäste durch zentrale Stationen der Landesgeschichte – von der kleinteiligen Staatenlandschaft über die Novemberrevolution und die Gründung des Freistaats Thüringen 1920 bis hin zu den politischen Umbrüchen nach 1945 und 1989. Mit anschaulichen Beispielen zeigte er, wie historische Entwicklungen Thüringens eng mit den Umwälzungen in Deutschland verknüpft waren und schließlich 1993 in einer eigenen Landesverfassung mündeten.

 

Anbei ein interessanter Text von Mathias Günther zum entsprechenden Thema für all jene, die an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnten:

 

Vom kleinsten der deutschen Freistaaten: Thüringer Geschichte zwischen 1871 und 1993.

„Die drei Gründungen des Freistaats Thüringen“ war die jüngste Ausgabe der Hildburghäuser „Allerweltsgespräche“ überschrieben.

Referent Thomas Stäblein beleuchtete diesmal wichtige Wegmarken der Thüringer Landesgeschichte zwischen 1871 und 1993. Gleich zu Beginn machte er klar, dass es auf heutigem Thüringer Boden schon einmal sehr viel mehr Länder gab.

Ausgehend von der vielzitierten „Kleinstaaterei“ zum Zeitpunkt der nach Bismarck mit „Blut und Eisen“ vollzogenen Gründung des deutschen Reiches 1871 ging Stäblein auf die massiven politischen Änderungen im Zuge der Novemberrevolution 1918/19 ein. Sie bedeuteten nicht nur das Ende der Monarchie in Deutschland, sondern machten auch den Weg frei für die Gründung so genannter „Freistaaten“. 1920 erklärten sich sieben der acht thüringischen Länder zu solchen Republiken.

Eines dieser Länder war Sachsen- Meiningen. Es entstand mit Ende des I. Weltkriegs aus dem gleichnamigen Herzogtum. Nach Aufforderung des Meininger Arbeiter- und Soldatenrates trat Herzog Bernhard III. am 10. November 1918 zurück, sein Nachfolger und Halbbruder Ernst Bernhard Viktor erklärte zwei Tage später seinen Thronverzicht. Im später gewählten Meininger Landtag saß mit Paul Lürtz für die USPD auch ein Hildburghäuser Vertreter. Offen blieb längere Zeit, ob man sich, wie der Freistaat Coburg, als Meininger künftig Bayern anschließen oder bei Thüringen verbleiben wolle.

Am 1.Mai 1920 wurde schließlich das Land Thüringen gegründet, mit dem „Kommunalverband höherer Ordnung Sachsen- Meiningen“. Das Land Thüringen bestand bis zur Machtübernahme der Nazis. Als am 14.Oktober 1933 der Thüringer Landtag aufgelöst wurde, hatte Hitler Thüringen längst zum „Mustergau“ der Nazibewegung auserkoren.

Nach 1945 erstand das Land Thüringen erneut, diesmal unter Beobachtung der sowjetischen Besatzungsmacht. 1952 löste die DDR die bestehenden Länder auf und bildete auf dem Territorium Thüringens die Bezirke Erfurt, Suhl und Gera.

Mit der politischen Wende von 1989/90 wurden auch wieder Stimmen laut, welche Gebietsveränderungen forderten. So plakatierte die „Forumpartei“, ein Ableger, welcher im Bezirk Suhl aus Teilen der Bürgerbewegung „Neues Forum“ hervorging: „Südthüringen ist Frankenland“. Im Osten Thüringens stimmten die Einwohner des Landkreises Altenburg mit knapper Mehrheit für den Verbleib im künftigen Land Thüringen. Diese Länderbildung war Stäblein zufolge Voraussetzung für den Beitritt der ehemaligen DDR- Gebiete zur föderal strukturierten, westdeutschen Bundesrepublik.

1993 gab sich Thüringen schließlich eine Landesverfassung, in welcher auch die Bezeichnung “Freistaat“ verankert ist.

 

Mathias Günther