Hunderte Besucher beim 24. Marktfest
Die Veranstalter des 24. Hildburghäuser Marktfestes der Linken konnten zufrieden sein. Der vergangene Sonntag zeigte sich nach etlichen grauen Tagen freundlich spätsommerlich. Zur guten Stimmung trugen natürlich auch diesmal wieder die „Singertaler“ und die Joyrobic dancers mit Kristin Gotthardt bei. Frühzeitig umlagert und am Ende restlos ausverkauft war der Kuchenstand der AG SeniorInnen und auch der Popcornstand des BBV "Löwen" war am Ende zufrieden. An vergangene Hildburghäuser Boxtraditionen anzuknüpfen, ermunterte Steffen Harzer den noch jungen Verein. Einst gab es im legendären "Schuppen" nicht minder denkwürdige Fights in dieser Sportart.
In zwei Talkrunden nahmen neben Harzer die Fraktionsvorsitzende der GUEN/GL im Europaparlament Gabi Zimmer, der Leiter des Europabüros der parteinahen Rosa Luxemburg- Stiftung Martin Schirdewan und die Fraktions- und Landesvorsitzende der Thüringer Linken Susanne Hennig- Wellsow zu vielen gegenwärtigen Problemen Stellung. Dazwischen platzierten die Gastgeber mit der Erfurter Kabarettistin Gisela Brand ein ganz besonderes „politisches Angebot“.
Klar machten alle Disputanten: Diese Linke ist selbstbewusst. Sie weiß aber auch um ihre Verantwortung gegenüber all jenen in der Gesellschaft, deren soziale Interessen in Zeiten von großer Koalition und aggressivem Rechtsnationalismus allzu oft an den Rand gedrückt werden. Diese Linke will kämpfen und wiederum drittstärkste Kraft im Bundestag werden.
So wiesen Hennig- Wellsow und Harzer deutlich den Vorwurf Martin Schulz` zurück, das Bodo Ramelow schuld sei an der Einführung der PKW- Maut. Vielmehr seien CDU und SPD vor der CSU eingeknickt. Er sei zwar mit Schulz befreundet, aber solche Enten seinen nicht seine Art Wahlkampf so Harzer, der im hiesigen Bundestagswahlkreis 196 kandidiert. Hennig- Wellsow, von Hause aus Bildungspolitikerin, nahm sich dann Oppositionschef Mike Mohring vor. Während die jetzige Landesregierung bis Ende der Wahlperiode 3000 neue Lehrer eingestellt haben wird, habe die CDU bis 2008 überhaupt keinen Lehramtsnachwuchs zugelassen. Dieses langfristige Defizit könne jetzt nicht so schnell abgebaut werden, das Unterrichtsaufälle schon vollständig der Vergangenheit angehören würden. Angesichts der von der CDU zu verantwortenden Misere sei es aber berechnend und unehrlich, wenn Mohring sich jetzt darüber echauffiere. Hennig- Wellsow kündigte Investitionen in Höhe von 650 Millionen Euro in Schulen, Kinderbetreuung und kommunale Infrastruktur an. Zudem würde das kostenlose Kitajahrjede betroffene Familie um 1500 Euro entlasten.
Gabi Zimmer kritisierte die Bundesregierung für ihre Deals mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Weil dieser Europa Flüchtlinge vom Hals halte, dürfe er nicht nur ungeniert Menschenrechte in der Innen- wie Außenpolitik mit Füßen treten, sondern bekäme sein autoritäres Regime sogar bezahlt. Statt die Beitrittsverhandlungen aussetzen zu wollen, müssten die demokratischen Kräfte in der Türkei gestärkt und verfolgte Menschen geschützt werden. Statt Druck auf Erdogan auszuüben, wird er als NATO- Partner akzeptiert. Martin Schirdewan warnte vor der atomaren Eskalation durch Donald Trump. Russland und China würden niemals akzeptieren, dass die USA dem nordkoreanischen Machthaber mit einem Erstschlag drohen. Die gegenwärtige Entwicklung könne tatsächlich zum Weltkrieg führen. Umso wichtiger sei der politische Einsatz der Linken für den Frieden. Diesen will die Linke außen- wie innenpolitisch bewahren, weshalb es mit rechtsextremen und rechtspopulistischen Kräften auch keinerlei Zusammenarbeit geben werde. Hennig- Wellsow lobte die zivilgesellschaftliche Arbeit der Bürgerbündnisse im Landkreis und sagte weitere Unterstützung dieser Initiativen zu.
Erstmals fand im Rahmenprogramm des Festes ein Streetsoccerturnier statt. Die Sieger erhielten zum Abschluss den Pokal „Die Vision: Thüringen nazifrei“.