Erinnerung an die Opfer der judenfeindlichen Pogrome in Hildburghausen und Schleusingen
Bürgermeister Patrick Hammerschmidt und mehrere Hildburghäuser Bürger gedachten am 9. November der Opfer der antijüdischen Pogrome von 1938.
Unter den Teilnehmern waren auch Kreisrat Mathias Möller und weitere Vertreter der Linkspartei.
An der Gedenktafel am historischen Rathaus und an der Stele in der Gerbergasse wurden Blumengebinde niedergelegt. Pfarrer Andreas Wucher ging in seiner Rede auf die gegensätzlichen historischen Ereignisse ein, welche in der deutschen Geschichte mit dem 9. November verbunden sind. Er mahnte in Anlehnung an ein Bibelwort die Verantwortung des Einzelnen an, wenn Mitmenschen Unrecht geschieht. Bürgermeister Patrick Hammerschmidt schilderte sein Entsetzen angesichts des Wiedererstarkens von Antisemitismus und judenfeindlicher Gewalt in der Gesellschaft.
Einen historischen Abriss zu den Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern von Hildburghausen gab Bernd Ahnicke. Ihm zufolge trat die SA am Vorabend der Pogrome zu einem Appell an. In den Morgenstunden des 10. November 1938 wurden dann die Hildburghäuser Juden aus ihren Häusern gezerrt, misshandelt und im Keller des Rathauses zusammengetrieben. Anschließend verschleppte man sie in das Konzentrationslager Buchenwald. Bereits dort verstarben davon betroffene Menschen.
Ahnicke erinnerte auch an die Geschichte der Hildburghäuser Synagogen und das Schicksal einzelner Familien, deren Angehörige bis 1945 dem Naziterror zum Opfer fielen
Am Abend des 9. November 2024 gedachten am Platz vor der ehemaligen Synagoge auch in Schleusingen Bürger der Judenverfolgung im Nazireich. Das Wort ergriff unter anderem Reinhard Hotop.
Überschattet wurde das Gedenken in Hildburghausen durch eine menschenverachtende und geschmacklose Naziaktion.
Offenbar in der Zeit zwischen 18.00 und 07.00 Uhr des folgenden Tages wurden durch Neonazis Hunderte Aufkleber mit eindeutigem NS- Bezug in Hildburghausen verklebt. Betroffen waren neben dem historischen Rathaus auch die Geschäftsstelle der Linken, das Gymnasium Georgianum, die Curie- Schule, Geschäftshäuser und Einkaufsmärkte. Geschändet wurde auch die Tafel, welche am historischen Rathaus an das Schicksal der Hildburghäuser Juden erinnert. Zerstört wurden auch die dort am Vormittag des 9. November niedergelegten Blumengebinde.
Linke- Kreisvorsitzender Mathias Möller erklärte dazu:
„Der 9. November 2024 hat erneut gezeigt, wes Geistes Kind Neonazis sind. Sie verklären die Verbrechen der Nazidiktatur nicht nur, sie wollen das Nazireich wieder auferstehen lassen. Ihr Treiben kann jeden treffen. Deshalb gilt es, diesen Umtrieben entschlossen zu widerstehen. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen.“
Fotos: Mathias Günther